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TFP-Shootings: Kreativer Austausch oder kostenlose Ausnutzung?

Aktualisiert: 29. Aug.

TFP - drei kleine Buchstaben, die man in der Welt der Fotografie doch häufig zu hören bekommt: "Time for Pictures" oder "Time for Prints". Ein Deal auf Augenhöhe und ein kreativer Austausch, bei dem beide Seiten gewinnen - oder etwa doch nicht?

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Wenn du Fotografin oder Fotograf bist, hast du bestimmt schon eimal etwas von TFP Shootings gehört und vielleicht auch schon selbst welche gemacht. Wahrscheinlich warst du anfangs begeistert von der Idee, gemeinsam mit Models, Make-Up Artists oder Tierbesitzern schöne Bilder zu erschaffen. Bilder für dein Portfolio, ohne eine Bezahlung, aber dafür mit Werbung und Namensnennung. Klingt doch fair, richtig?


Doch je weiter man sich als professioneller Fotograf entwickelt, umso häufiger taucht eine unangenehme Erkenntnis auf: Viele TFP-Shootings fühlen sich irgendwann gar nicht mehr nach kreativem Austausch an, sondern nach kostenloser Arbeit.


Die Wertschätzung bleibt aus, die Erwartungen werden höher und statt dein Portfolio zu stärken, rauben dir diese Projekte eins - und das ist Zeit und Energie.

In diesem Beitrag möchte ich ganz offen mit dir darüber sprechen, warum ich TFP-Shootings heute (fast) komplett meide, welche Erfahrungen ich damit gesammelt habe und warum auch du genau hinschauen solltest, bevor du das nächste Mal kostenlos zur Kamera greifst.


Bleib dran, wenn du herausfinden möchtest, ob du wirklich davon profitierst oder ob dich der Gedanke hinter TFP längst ausbremst.

Was TFP ursprünglich bedeutet:


Wie oben schon kurz erwähnt, steht TFP als Abkürzung für "Time for Prints". Gemeint ist damit ein Shooting auf Gegenseitigkeit, ohne die Bezahlung in Geld, bei dem alle Beteiligten ihre Zeit, ihr Können und ihre Kreativität mit einbringen - im Austausch gegen die entstandenen Bilder.


Die Grundidee: 📸

Der Fotograf trifft auf Model, Make-Up Artist oder Tierbesitzer - niemand zahlt, niemand wird bezahlt. Stattdessen erhält jeder Bildmaterial für das eigene Portfolio oder für Social Media. Kein Geldfluss, aber dafür ein kreativer Ausgleich.


Gerade in der Anfangszeit eines fotografischen Werdegangs kann TFP wertvoll sein. Man sammelt erste Erfahrungen, probiert neue Techniken oder Settings aus, kann ohne Druck experimentieren und baut gleichzeitig Bildmaterial auf. Für viele war und ist es auch heute noch eine geöffnete Tür in die Branche. Denn wer noch keine Referenzen hat, bekommt selten direkt bezahlte Aufträge.


Besonders in den Bereichen Tierfotografie, Porträtfotografie oder auch Fashion, in denen sich kreative Menschen vernetzen, war TFP lange ein Weg, um neue Projekte auf die Beine zu stellen, die vielleicht nie bezahlt worden wären, aber künstlerisch oder marketingtechnisch einen echten Wert hatten.


Im Idealfall basiert ein solches Shooting auf gegenseitigem Respekt, klarer Kommunikation und echter Motivation von beiden Seiten.

Doch leider bleibt es heute oft nicht beim Idealfall.


Denn was einst als ehrlicher Austausch gedacht war, wird zunehmend zur kostenlosen Dienstleistung für die eine Seite, während sich die andere Seite lediglich die Ergebnisse abholt. Und das im schlimmsten Fall noch mit utopischen Erwartungen, Forderungen oder Kritik als Sahnehäubchen oben drauf.

Die Vorteile - und warum sie oft nicht eintreten


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Fairerweise muss man sagen, dass TFP-Shootings durchaus Potenzial haben, wenn sie unter den richtigen Bedingungen stattfinden. Vor allem am Anfang können sie dir als Fotograf*in helfen, Erfahrungen zu sammeln und kreative Ideen umzusetzen, die du so in Kundenaufträgen vielleicht nicht realisieren könntest.


Die Vorteile:

🔸 Portfolioaufbau & erste Referenzen

🔸 Netzwerken & Kontakte knüpfen

🔸 Kreative Freiheit in Projekten


Soweit zur Theorie. Die Praxis sieht dann leider oft anders aus. Denn die genannten Vorteile setzen voraus, dass alle Beteiligten professionell, zuverlässig und mit der gleichen Motivation bei der Sache sind.


Was passiert stattdessen häufig?

🔻 Models sagen kurzfristig ab oder erscheinen gar nicht erst

🔻 Die Bildauswahl wird hinterher in Frage gestellt

🔻 Es werden mehr bearbeitete Bilder gefordert, als vorher vereinbart

🔻 Deine Bilder werden ohne Absprache oder sogar in veränderter Form hochgeladen

🔻 Dankbarkeit wird eher klein geschrieben

🔻 Du bekommst kaum Nennenswerte Reichweite oder Empfehlungen zurück, obwohl du viel Arbeit investiert hast


Was sich eigentlich nach einem lockeren und kreativen Austausch anfühlen sollte, endet oft in Frust, Diskussionen und vergeudeter Energie.


Natürlich gibt es positive Ausnahmen. Es gibt großartige TFP Partner:innen, mit denen ein tolles Miteinander entseht. Doch je weiter du dich als Fotograf entwickelst, desto häufiger wirst du merken: Du gibst mehr rein, als du bekommst. Und spätestens dann ist es an der Zeit, sich zu fragen, ob TFP wirklich noch ein Gewinn für dich ist. Denn natürlich arbeiten wir Fotografen aus Spaß und Leidenschaft. Aber sind wir mal ehrlich, das kann am Ende auch nicht deine Miete bezahlen.

Die größten Nachteile von TFP-Shootings


❌ 1. Dein Einsatz wird unterschätzt

Du investierst Stunden deiner Zeit: Planung, Shooting, Bildauswahl, Bearbeitung, Kommunikation, Dateiversand. Und all das für Menschen, die am Ende nur "ein paar schöne Fotos" wollen und leider keinen blassen Schimmer davon haben, was da eigentlich alles dahinter steckt.

Das Ergebnis: Die Leistung, die du kostenlos erbringst, wird nicht als wertvoll wahrgenommen, sondern als selbstverständlich. Und was nichts kostet, hat in vielen Augen auch keinen (emotionalen) Wert.


❌ 2. Die Ansprüche steigen - obwohl niemand zahlt

Ein Phänomen, das viele Fotograf*innen kennen. Gerade bei kostenlosen Shootings sind die Forderungen oftmals am größten. Dann werden mehr Bilder gewünscht, extra Retuschen verlangt oder sogar Fristen gesetzt - ganz so, als hättest du ein bezahltes Shooting verkauft. Der Grund dafür: Ohne vertragliche Grundlage fehlt die professionelle Ebene. Und plötzlich wird aus dem "lockeren Shooting" ein Stressfaktor mit hohem Erwartungsdruck - auf deiner Seite.


❌ 3. Du gerätst in eine kostenlose Dauerschleife

Wenn du regelmäßig TFP-Shootings anbietest, gewöhnen sich andere daran, dich kostenlos buchen zu können. Das schadet deinem Ruf UND deinem Business. Denn die Menschen merken sich: Die fotografiert ja umsonst. Spätestens, wenn du dann beginnst, Geld für deine Shootings zu verlangen, wird´s kritisch. In den Augen deiner Kunden wirkt das Ganze wie ein Rückschritt oder ein Bruch, obwohl du dich nur professionalisieren willst.


❌ 4. Du verschwendest einen Großteil deiner Zeit

Ein TFP-Shooting ist selten in einer Stunde erledigt. Du weißt selbst am besten, wie viel Zeit in der Planung, Durchführung und Nachbearbeitung steckt. Das kann schnell mehrere Stunden oder Tage verschlingen, in denen Andere... ... an ihrer Website arbeiten

... zahlende Kund*innen finden

... Content für Social Media erstellen

... ihre Preise kalkulieren

... oder einfach mal eine Pause machen, denn auch die sei uns gegönnt


❌ 5. Kaum nachhaltiger Nutzen

Viele TFP-Shootings bringen dir weder hochwertige Bilder für dein Portfolio, noch wertvolle Kontakte oder echte Sichtbarkeit. Im schlimmsten Fall bekommst du nicht einmal die vereinbarte Bildnennung oder deine Fotos werden nie gepostet, weil warum auch?

Was du nun stattdessen tun kannst


Wenn du jetzt das Gefühl hast "Okay, irgendwie stimmt das alles und vielleicht sollte ich mir wirklich eine andere Strategie überlegen", dann herzlichen Glückwunsch, bist du nun auf dem ersten Schritt in die richtige Richtung. Hier sind konkrete Ansätze, wie du dich aus der TFP-Schleife befreist und dein Business auf eigene Beine stellst:


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✅ 1. Positioniere dich klar und kommuniziere deinen Wert Statt "Ich suche Models", solltest du sagen:

👉🏻 "Ich biete professionelle Fotoshootings für XY - meine Arbeit kostet XY"

Je klarer deine Kommunikaiton, desto eher wirst du als Profi wahrgenommen. Du musst niemandem mehr erklären, warum du Geld für deine Arbeit verlangst - denn du selbst stehst dazu!

Du bist kein/e Hobbyfotograf*in auf der Suche nach Spielwiesen. Du bietest eine Dienstleistung mit echtem Wert.


✅ 2. Investieren deine Zeit in dein Business und nicht in Gefallen

Statt stundenlang kostenlose Shootings zu organisieren, nutze die Zeit für Dinge, die dich wirklich weiterbringen:

🔹 optimiere deine Website und dein Portfolio

🔹 bilde dich weiter und investiere in dich und dein Können

🔹 plane Content, der Expertise zeigt

🔹 entwickle ein klares Angebot für deine Zielgruppe

🔹 lerne etwas über Kundenkommunikation, Preisverhandlung, etc.

(Tipp: Genau zu Letzterem entsteht bei mir gerade ein E-Book, welches bald zum Verkauf freigegeben wird. Dort wird es darum geht, wie du deine Marke aufbaust, dein Business strukturiert leitest, Kunden generierst und behältsts uvm. Melde dich gern jetzt schon für meinen Newsletter an und sei einer der ersten, die von dem Release erfährt und erhalte einen exklusiven Rabatt!)



✅ 3. Starte mit Portfolioshootings, aber professionell

Falls dein Portfolio noch im Aufbau ist oder du mal ein neues Projekt starten möchtest, mach gezielt 1-2 Portfolioshootings, aber biete sie nicht offen als TFP-Shootings an. 👉🏻 Sondern:

🔹 Du selbst wählst gezielt passende Personen aus und kontaktierst diese

🔹 Du führst das Shooting wie einen richtigen Auftrag durch - inkl. Vertrag, Vorbereitungen usw.

🔹 Du kommunizierst klar, wie viele Bilder es gibt, wann sie kommen und wofür sie verwendet werden


Mein Fazit für dich: TFP ist nicht verpflichtend. Es ist (d)eine Entscheidung. Und wenn du das Gefühl hast, dass du zu viel gibst und zu wenig zurückkommt, dann ist es vielleicht an der Zeit, damit aufzuhören. Setze deine Zeit, deine Energie und dein Talent für dich selbst ein - für deine Weiterentwicklung, dein Business, deine zahlenden Wunschkunden. Denn du darfst - und sollst - mit deinem Business erfolgreich sein. Falls du noch eine Frage oder eine Anmerkung zum Thema TFP-Shootings hast oder dir die richtige Planung deines Business noch schwer fällt, dann schreib mir einfach eine Nachricht über das Kontaktformular auf meiner Website oder kommentier hier das, was du noch auf dem Herzen hast.

Wenn dir der Beitrag gefallen oder weitergeholfen hat, dann lass mir doch gern ein Herz da oder zeige den Beitrag deinen anderen Fotografen-Freunden. ☺️ Bis dahin, Shirin.


 
 
 

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